…meine DIY-HiFi-Anlagen
Teil 1 … wie alles begann
Während der Zeit meines Studiums (Konstruktion mit Grundlagen Elektrotechnik) zu grauen DDR-Zeiten begann sich dieses Hobby zu entwickeln. Damals allerdings mehr aus einer Notwendigkeit heraus: Ich war hobbymäßig Tontechniker und es gab im PA-Bereich keine vernünftigen Mischpulte, also baute ich mir selber welche, genau so Endstufen, Effektgeräte und teilweise auch Lautsprecher. (nachzulesen in Bandgeschichten)
Mit der Wende wurde alles anders, es gab nun schließlich alles zu kaufen.
Erst in den letzten Jahren wachte dieses alte Hobby wieder auf. Neben der Lust das technisch Machbare auszureizen und die kompromissbehaftete Serienproduktion zu umgehen, wurde der Wunsch nach individuellen Lösungen bei mir immer größer.
Ich komme aus der Zeit, als der Transistor seinen Siegeszug erfolgreich durchgesetzt hatte und die ersten OPVs den Markt eroberten. Mit Röhren wollte keiner mehr etwas zu tun haben, es waren Relikte aus der Vergangenheit. Mittlerweile sind auch Röhren in hochwertigen Studiogeräten wieder zu Hause. Für mich war der Einstieg in Röhrentechnik völlig Neuland und eben auch reizvoll, ich wollte es eben genau wissen. Es ist für mich äußerst reizvoll alte Röhrentechnik, die auch noch optisch was her macht, mit modernster Schaltungstechnologie und Digitaltechnik sinnvoll zu kombinieren.
Entstanden sind Phonovorstufen, Vorverstärker und digitale Endstufen. Als Grundlage wurde bewährte Schaltungstechnik genommen und leicht modifiziert. Das Design und der mechanische Aufbau sind vollständige Eigenkreationen.
Teil 2 … Plattendreher
Nun werden mich viele sicher für verrückt erklären, aber ich hatte mir vorgenommen, einen Plattenspieler selber zu bauen, und zwar ein richtig gutes Masselaufwerk, externer Motor usw… Infos und Erfahrungen gibt es im Netz sehr viele.
Warum tue ich mir das an?
Mich reizt einfach die Technik und auch die Optik eines solchen Teils. Dann will ich es einfach wissen, was klingt besser (ok. eine CD klingt nicht, ein Plattenspieler schon).
Der Beweis ist doch schon seit 20 Jahren erbracht: Die CD ist störungsfrei, kein knistern, kein Rillenrauschen, größerer Frequenzumfang, größerer Störabstand, höhere Dynamik, bessere Kanaltrennung – jedenfalls theoretisch. Diese Argumente konnte ich gut nachvollziehen. Aber da gibt es immer wieder Leute, die sagen, dass Platte besser klingt als CD. Als Realist habe ich das als Voodoo-Gelaber abgetan und in die Ecke der Netzsteckdosentuner geschoben. Bei Platte hatte ich immer noch dieses Quäken und Knistern im Ohr …
Irgendwann hat es mich aber gepackt und ich wollte dieser Behauptung auf den Grund gehen. Ich habe keine Mühe und Mittel gescheut mir ein ordentliches Laufwerk zu entwerfen und zu bauen.
Das ist dabei heraus gekommen:
Und nun zum Vergleich zur CD:
Oberflächlich betrachtet kann man sagen: Da wäre kein dramatischer Unterschied, wenn die Platte nicht doch mal knistern würde in den Pausen. Das habe ich überhaupt nicht erwartet, nichts quäkendes aus dem Plattenspieler. Die Platte wird schon mal nicht meilenweit von der CD abgeschlagen, wie ich und viele andere auf Grund der Parameter vermutet hätten.
Um Unterschiede heraus zu hören, muss man wirklich intensiv hören.
Der Bassbereich wird fast identisch abgebildet, bei der Platte vielleicht etwas voller, aber auch sehr straff. Da würde ich sagen Gleichstand, denn unterschiedliche Lautstärke könnte man mit einem EQ ausgleichen und hätte gleiche Ergebnisse.
Im Hochtonbereich ist etwas mehr Unterschied hörbar. Die Platte klingt minimal dunkler, löst aber trotzdem genau so gut auf. Nach längerem Hören der Platte (>1min) klingt die CD etwas kratzig und schrill, irgendwie nervend. Nach längerem Hören der CD gibt sich das wieder, ich kannte es bisher ja auch nicht anders. Das war also der viel gepriesene Unterschied, der analoge Klang in Verbindung mit Röhrenklang. Ich kann jetzt durchaus nachvollziehen, man meint, die Musik kommt mehr als ein Guss, fließender, manche bezeichnen das komischerweise „musikalischer“. Ich mag analytischen Klang, aber „analog“ klingt das einfach Spitze. Die Feinheiten werden genau so gut wiedergegeben, nerven aber nicht so sehr.
Der größere Unterschied ist aber folgender:
Wenn ich eine Weile Platte höre und auf CD umschalte merke ich: es fehlt irgend etwas, aber nicht im Frequenzgang. Irgendwie wirkt die Klangbühne platt und blechern. Bei Platte baut sich eine sehr schöne Bühne auf, besser als bei der CD (obwohl die Kanaltrennung schlechter ist), die Instrumente lösen sich besser von den Boxen. Aber das ist nicht alles. Instrumente und Stimmen bekommen Volumen, werden körperhafter. Die Bühne hat eine Tiefe, ist dreidimensional. Kurz gesagt: sehr scharfe Abbildung der einzelnen Instrument und dabei noch eine tolle Räumlichkeit. Beim Umschalten auf CD bricht diese Körperhaftigkeit/Tiefe/Räumlichkeit ein ganzes Stück zusammen. Man kann fast sagen, ich schalte von 3D aus 2D um.
Auf das Thema bin ich schon länger gestoßen. Für ein paar Jazz-Gruppen und Duos produzierte ich ab und an Demo-CD´s. Diese werden im hochauflösenden Studioformat (24 bit 96 kHz) gemixt. Wenn ich dann auf das redbook CD-Format runterrechne, höre ich Klangeinbußen. Eigentlich weniger Klang, mehr Rauminformationen. Die 16 bit 44,1 kHz sind eben schon sehr knapp an der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Ich höre über 16 kHz nichts mehr, aber darum geht es nicht. Es geht nicht um den Frequenzgang sondern um Richtungsinformationen. Auch wenn die Ohren nur 16 kHz noch hören können, kann das Gehirn aus den beiden Ohrsignalen deutlich kürzere Informationen wahrnehmen und und daraus Richtungsinformationen ableiten.
Mittlerweile haben sich diese Eindrücke etwas relativiert, seit dem ich mit meiner neuen Anlage mit HTPC, Raumakustikkorrektur und Studiomonitoren trinaural höre. Digital konnte ich die die Vorteile einer analogen Platte nachbilden.
Wieso ist das beim Plattenspieler etwas anderes?
Eigentlich sind es die Fehler, die den Plattenklang so angenehm machen. Die schlechte Kanaltrennnung, dazu noch frequenzabhängig, erzeugt für unsere Ohren eine deutlich angenehmere Klangbühne, zufälligerweise werden damit „Fehler unserer Ohren“ kompensiert. Aber das ist eine noch längere technische Geschichte mit frequenzabhängiger Basisbreitenänderung…
In allen anderen Bereichen wie Störabstand, Nebengeräusche, Handhabung, Dynamik usw. schneidet die Platte allerdings gnadenlos schlechter ab….
Teil 3 …meine jetzige Anlage
In meinem Hörraum stehen Studiomonitore von MEG, 3 RL903K und einem Sub Basis 14K.
Das Ganze wird über einen HTPC, der sich die unkomprimierten FLAC-Dateien aus einer Datenbank von einem Server holt, angetrieben. Im PC werden auch noch umfangreiche Faltungsberechnungen zur Raumkorrektur durchgeführt.
Dazu kommt eine FIR-Raumkorrektur durch den PC (acourate, Phasen und Pegel am Hörpunkt gemessen und mit Zielkurve angeglichen)
Wenn man direkt umschaltet, man meint es kaum zu glauben, es ist als würde die Bühne aufgeräumt und nach hinten erweitert . Irgendwie alles sortiert und fester zugeordnet. Besonders frappierend: Die Mitte bekommt eine neue Klangfarbe und wirkt natürlicher. Es ist erstaunlich, wie die Raumakustik Phase und Pegel zerstört, das ist was völlig anderes als das was die Boxen abstrahlen.
Auf den Bildern links sieht man die Sprungantworten und die Raumkorrektur.
Im ersten Bild sieht man die 3-kanalige Aufstellung der Lautsprecher. Sie sind genau mit einem Radius von etwas über 3 m auf den Mittelpunkt ausgerichtet, der ein knappen halben Meter vor dem Hörpunkt liegt. Damit tut sich vor mir eine phantastische Bühne von über 4 m auf.
Das Musikmaterial liegt ganz konventionell in Stereo vor, durch eine digitale Additions/Subtraktionsschaltung werden im DAC Fireface von RME die Kanäle neu vektorisiert und auch der Center berechnet. Unsinnigerweise nennt sich das Trinaural. Ein normales Stereosystem bildet, wenn es gut installiert ist, eine akustische virtuelle Mitte. Durch das Prinzip und Raumeinflüsse gibt es da aber viele Störeinflüsse. Bei Tri wird der Center nicht erst akustisch gebildet, sondern sozusagen schon aktiv auf der elektrischen Seite.
Fazit:
Ich habe meinen Hörizont erweitert. Es scheint die Grenze des technisch machbaren erreicht zu sein.
Bei aller Technikbegeisterung, sie ist nur ein Hilfsmittel Emotionen zu vermitteln…