Zwischen Vision und Burnout

In der ehrenamtlichen Arbeit habe ich viele Visionen und versuche sie leidenschaftlich umzusetzen. Ich kann mich in ein Projekt hinein stürzen und sehr intensiv daran arbeiten bis es auf den Weg gebracht ist. Mir macht es nichts aus, wenn ich bis spät in die Nacht hinein daran sitze. Es füllt mich aus und bereitet mit Freude, ich empfinde das nicht als Stress.

Aber dann kam eine Zeit, da wurde alles zäh. Alles was ich in der Gemeinde tat brauchte riesige Kraftanstrengung. Sicher war ich auch Gegenwind gewohnt, aber plötzlich warf er mich aus der Bahn. Ich zweifelte an mir, an meiner Vision, alles schien sich gegen mich zu verbünden. Kleine Meinungsverschiedenheiten wurden plötzlich unüberwindbare Gegensätze, die eigene Wahrnehmung war nicht mehr realistisch… Zum Glück habe ich bemerkt, dass dies nicht normal ist. Ein Burnout war im Anmarsch. Ich zog die Notbremse und zog mich zurück aus der aktiven Gemeindearbeit. Ich nahm professionelle Hilfe in Anspruch. Und das war gut. Trotzdem habe ich fast ein Jahr gebraucht, um aus dieser Krise wieder heraus zu kommen. Mittlerweile bin ich gestärkt, um Erfahrungen reicher und im Umgang mit mir selber sensibler.

Was war passiert?
Klar, wer sich so viel Arbeit an Land zieht, den muss es ja erwischen. Nein, das war es nicht. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass viele und intensive Arbeit einen nicht ausbrennen lässt, wenn sie sinnvoll ist, wenn man merkt, dass es etwas bewirkt was man tut. Wenn man jedoch keine Erfolgserlebnisse hat, wenn man zu wenig Wertschätzung und Verständnis bekommt, kurz, wenn es sinnlos erscheint was man tut, dann sind die Kraftreserven ganz schnell verbraucht und man brennt aus. Sicher habe ich als Christ den Vorteil, dass mir Gott seine Wertschätzung gibt, aber trotzdem braucht man Menschen, die einen nicht nur kritisieren, sondern Mut machen, ermuntern und achten.
Wenn man gegen seinen Charakter und sein Wesen arbeitet, etwas tun muss, was man eigentlich nicht kann, dann braucht man endlos Energie. Wenn man jedoch seine Stärken und Begabungen erkennt und bewusst mit ihnen arbeitet, kann man enorm viel leisten und viel bewegen.

Was habe ich für mich gelernt?
Ich sollte mehr auf meinen Körper achten, kleine Anzeichen wahr nehmen. Neben der notwendigen Entspannung soll nun auch regelmäßig Sport dazu gehören.
Ich sollte mit Wertschätzung nicht geizen. So viele Menschen machen treu ihre Arbeit und bekommen keine Anerkennung dafür. So lange es gut läuft ist es normal und selbstverständlich. Wenn es schlecht läuft, dann gibt es Kritik. Aber was kostet ein Lob, was kostet eine Anerkennung? Die Wirkung ist groß…
Mentoring gewinnt für mich eine große und neue Bedeutung.

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