Ein erster Versuch der Familiengründung

Mein Freund heiratete ein Mädchen aus Dresden, dabei lernte ich bei der Hochzeitsfeier deren Freundin kennen. Das Kribbeln war bei mir gleich ganz tief im Bauch und ich war schwer verliebt. Nach einer kurzen Bedenkzeit sagte sie ja und wir gingen zusammen. Wir waren sehr flippig und wollten die Welt auf den Kopf stellen. Allerdings lebten wir eine Fernbeziehung. Sie lernte in Dresden und ich studierte in Ilmenau. Wie oft stand ich zum trampen an der Autobahn… Intellektuell lagen wir voll auf einer Wellenlänge und diskutierten nächtelang über Gott und die Welt.

Nach etwa 3 Jahren und ein paar hundert Briefen haben wir dann geheiratet. Wir waren ein gutes Team, ergänzten uns prima, verstanden uns gut, waren engagiert.

Nur eins lief nicht so gut, das mit der Treue: Schon bei der Hochzeitsfeier gingen ihre Gefühle spazieren. Es gab kaum eine Zeit, in der sie „meine Frau“ war, ich spielte emotional kaum eine Rolle. Erst nach Jahren zeigte sie es offen. Das waren oft gute Freunde, denen sie den Hof machte. Ich kam mir vor wie der letzte Dreck. Wir waren viel mit Freunden zusammen. Ich kämpfte darum in ihrer Nähe zu sein, sie wich aus und suchte die Nähe Anderer. Ich kam mir so überflüssig vor, es hämmerte in meinem Kopf, ich bin nicht geliebt. Das schmerzte und verletzte ganz tief. Schließlich zog sie aus.

Ich wollte es nicht wahr haben und stand nun vor einem Scherbenhaufen. Wir wollten alles anders und besser machen, eine bessere, ehrlichere und gleichberechtigtere Partnerschaft leben als die Generation unserer Eltern.

In einer Einkehrzeit sollte für mich ein Wendepunkt kommen. Ich habe die Nähe Gottes gesucht. Auch wenn ich meinte, dass mich niemand versteht, Gott würde mich verstehen. Das tat er und sprach auch sehr konkret zu mir: Mir wurde klar, ich bin geliebt von Gott und ich soll lernen zu vergeben. Ein tiefes inneres Wissen.

Ich sollte vergeben? Geht das? Was fange ich mit diesem riesigen Rucksack an Verletzungen an? Das ist doch mein Leben, das klebt an mir…

Gott schenkte mir eine wichtige Erfahrung. Bei einem Spaziergang durch die Hügellandschaft in Franken fand ich ein altes verwittertes Holzkreuz. Ich spürte das alte rauhe Holz unter meinen Fingern. Mir war als würde Jesus zu mir sprechen: „An diesem Holz hing ich, ich war auch verlassen und allein, niemand hat mich geliebt… ich kann dich verstehen, ich  habe sehr gelitten unter der Einsamkeit. Aber das habe ich für dich getan, ich habe die Schmerzen für dich getragen. Du brauchst die Lasten nicht mehr zu tragen. Lege sie ab, hier vor dem Kreuz.“

Es begann ein Prozess. Ich konnte ablegen. Ich konnte vergeben. Meine Erinnerungen wurden Stück für Stück geheilt. In jedem Schubkasten meines Lebens gab es Erinnerungen die weh taten. Stück für Stück wurden sie zu meiner Lebensgeschichte die dazu gehört, aber ohne die schmerzhaften Gefühle.

Damit verbunden war auch, dass meine emotionale Bindung sich löste. Ich hatte dann kein Problem mehr in die Scheidung einzuwilligen, die meine Frau beantragt hatte. Für den Rechtsanwalt war es wohl die reibungsloste Scheidung, die er erlebt hatte. Nach dem Gerichtstermin (“ im Namen des Volkes sie sind geschieden“), sind wir zusammen essen gegangen und haben ein Abschiedsmahl gefeiert. Ich habe voll loslassen können und hegte keine negativen Gefühle mehr.
Damit sollte ein neues Kapitel meines Lebens aufgeschlagen werden. Diese 8 Jahre meines Lebens waren nicht umsonst, es war für mich eine wichtige Lebensschule…

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