… wie ich Bausoldat wurde…

Es gab in der DDR ein Gesetz, dass vor dem Studium die Wehrpflicht abzuleisten ist. So musste ich zur Einberufungsüberprüfung in das Wehrkreiskommando. Nach den Untersuchungen gab es ein abschließendes Gespräch. Mir war klar: Nur jetzt hatte ich die Chance meine Überzeugungen auch zu bekennen und zu leben. Ich nahm mir allen Mut zusammen und sagte, dass ich Bausoldat werden möchte. Das war die einzige halblegale Möglichkeit in der DDR den Dienst mit der Waffe zu verweigern. Wehrdienstverweigerer sind sonst ins Gefängnis gekommen. Daraufhin wurden auch noch Stasi-Offiziere hinzu gezogen und es artete in ein gefühlt nicht endendes aber bestimmt 3 Stunden langes Verhör aus, dass ich mir als 18 jähriger antun musste. Ich musste erklären wie ich zu dieser Einstellung kam, wer mich beeinflusst hat und ob ich mich denn nicht wehren würde, wenn man meine Familie entführen würde…

Ich war völlig am Boden zerstört und wollte das nur noch beenden.  Man schickte mich für ein paar Minuten raus in den Flur, damit ich meine Meinung nochmal überdenken sollte. Ich nutzte die Zeit und schrie ein Gebet. „Gott, wenn es dich gibt, hol mich raus hier. Gib mir irgend ein Zeichen, damit ich weiß was ich tun soll. Schicke einen Blitz oder Donner. …“ Es blieb still in dem langen Gang, nichts, gar nichts passierte, eine unheimliche Stille… Mein Kopf war völlig leer und ausgelaugt. Wie konnte ich so eine lebenswichtige Entscheidung treffen?

Nach einer gefühlten Ewigkeit holte man mich wieder rein und fragte nach meiner Stellungnahme. Die hatten gesiegt, Gott redete nicht mit mir und ich wollte nur noch raus… Ich gab klein bei: „Ich hab es mir überlegt, ich leiste den aktiven Wehrdienst mit Waffe. Aber ich muss sagen ich bin Christ und kann nicht auf Menschen schießen.“ Da antwortete ein Offizier: „Sie müssen konsequent sein. Entweder leisten Sie den Dienst mit Waffe und da kann es auch passieren, dass Sie auf Menschen schießen müssen oder Sie leisten den Dienst als Bausoldat“.

Sie müssen konsequent sein… hämmerte es in meinem Kopf. Das war mein Fehler der letzten Jahre, da habe ich eindeutig versagt. Es berührte mich ganz tief. Ja, ich muss konsequent sein. Das war meine Baustelle. Der Offizier wusste gar nicht was er gesagt hatte, es war die Stimme Gottes, die ganz tief in mich hinein drang. Konsequent sein, dass ist bis heute meine Lebensmaxime…

Ich hörte mich nur noch sagen: „Dann mache ich Bausoldat“. Daraufhin erwiderte man mir zerknirscht, dass ich nun mit einer Einberufung nicht rechnen brauche. Damit war mir auch klar, dass ich mir ein Studium aus den Kopf schlagen konnte, denn die Einberufung kam bei den Bausoldaten meist erst mit 28. Aber das war mir egal, ich habe meine eigene Entscheidung für mein Leben getroffen und ich war konsequent.

So ganz nebenbei merkte ich dann, dass Gott auch ganz konsequent war und zu mir stand.

Ich wurde trotzdem einberufen und wurde Hausmeister in einem Armeeerholungsheim, ein idealer Job.

Ich konnte ein Studium beginnen und mein Bausoldatensein war mir nie ein Nachteil, eher ein Vorteil. Ich musste nicht wie alle anderen Reserveoffizier werden, denn in meiner Waffengattung gab es das nicht…

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